1 John 4

Datum: 4.3.2002 Stelle: 1. Johannes 4:1-6 Wie redet ein Geist, sei er von Gott oder nicht, überhaupt? Johannes erklärt: durch einen Menschen, einen Propheten (1.Joh.4,1), und nicht unmittelbar. Auch Gottes Geist redet so durch Menschen (1.Joh.4,2). Das lässt uns auch den Dienst eines Propheten verstehen: er redet nicht aus sich selbst, sondern sagt, was Gottes Geist (oder auch ein Geist der Welt) ihm eingibt zu sagen. 1.Joh.4,4: »ihr [...] habt jene überwunden«, das ist die Geister des Antichrists (1.Joh.4,3) bzw. praktisch gesehen die Menschen, durch die sie reden, das ist die Irrlehrer. Die Gnadengabe der »Unterscheidung der Geister« (1.Kor.12,10) bedeutet also: An der Rede eines prophetisch redenden Menschen erkennen, ob der dahinterstehende Geist Gottes Geist ist (das ist der Fall, wenn er Jesus als den im Fleisch gekommenen Christus bekennt; 1.Joh.4,2) oder nicht, d.h. der Geist des Antichrists ist (1.Joh.4,3). Um also zu erkennen, ob ein Lehrer aus Gott redet, muss man keine komplizierten Dinge tun noch ihn genau kennen - sondern diejenigen, die von Gott dazu begabt sind, erkennen es an ihrer Rede. 1.Joh.4,2-3: Es ist doch interessant zu sehen, dass kein Geist des Teufels Jesus als den im Fleisch gekommenen Christus bekennen kann und will, obwohl das doch die beste Tarnung wäre. Woher haben die Adressaten dieses Briefes gehört, dass der Antichrist kommt (1.Joh.2,18; 4,3)? Jesus selbst hat den Antichrist angekündigt: Mt.24,5.11.24; Mk.13,6.21-22. Datum: 7.3.2002 Stelle: 1. Johannes 4:7-8 »[...] Wer liebt, der ist aus Gott geboren und kennt Gott. Wer nicht liebt, kennt Gott nicht; [...]« (1.Joh.4,7-8). Das impliziert, dass Liebe schon von Natur aus »binärwertig« ist: entweder ist sie vorhanden oder nicht. »wer liebt, der ist aus Gott geboren und kennt Gott« (1.Joh.4,7) im Vergleich mit »Wer nicht liebt, kennt Gott nicht; denn Gott ist Liebe.« (1.Joh.4,8): Johannes sagt nicht: wer nicht liebt, der kann kein Kind Gottes sein. Sondern: wer nicht liebt, der ist entweder kein Kind Gottes oder er ist ein Kind Gottes, das seinen Vater noch nicht kennengelernt hat. Das heißt: Ein Kind Gottes soll seinen Vater kennenlernen. Das geschieht, indem es seine Mitmenschen liebt. Bestätigt die Bibel diese Aussgage? Oder sagt sie, dass jemand, der nicht seine Glaubensgeschwister liebt, nicht Gottes Kind sein kann, so dass dies auch von Johannes hier impliziert sein müsste? Datum: 17.9.2002 Stelle: 1. Johannes 4:9 »geoffenbart worden« kommt von »phaneroo« (Strong 5319), hier passiv: sichtbar machen, erscheinen lassen, manifestiert werden, geoffenbart werden. Es geht darum, dass Gottes Liebe sich hier für uns sichtbar ausgedrückt hat. Vgl. das SWORD-Modul »Robertson's Word Pictures« zu diesem Vers. »die Liebe Gottes zu uns«: Nach »Robertson's Word Pictures« zu 1.Joh.4,9 und Gal.1,16 ist nicht »die Liebe Gottes zu uns« zu übersetzen, sondern vielleicht »die Liebe Gottes in uns geoffenbart worden« (die besondere innere Erfahrung betonend), wahrscheinlich aber: »die Liebe Gottes in unserem Fall geoffenbart worden« (d.h.: was unsere Angelegenheiten, unser Leben betrifft. Vielleicht ist auch im Sinne des Dativs zu übersetzen: »die Liebe Gottes ist uns geoffenbart worden« - das kommt auch näher an die Grundbedeutung von »en« heran (in, innerhalb - eine Ortsangabe). Dass hier wohl nicht »die Liebe Gottes zu uns« gemeint ist, zeigt die dafür verwendete, anders konstruierte Formulierung in 1.Joh.4,10. Datum: 17.9.2002 Stelle: 1. Johannes 4:10 Johannes wiederholt hier wahrscheinlich inhaltlich die Aussage von 1.Joh.4,9 und betont dabei noch einmal besonders, dass die Liebe von Gott kommt und eben nicht aus uns selbst heraus, weil wir nicht selbst fähig sind, Gott zu lieben. Die inhaltliche Analogie zu 1.Joh.4,9 zeigt sich im ähnlichen Beginn der Verse: »In diesem ist die Liebe [...] geoffenbart worden, dass [...]« (1.Joh.4,9) und »In diesem ist die Liebe [...]« (1.Joh.4,10). Datum: 8.3.2002 Stelle: 1. Johannes 4:11-12 Eigentlich würden wir hier erwarten: »Geliebte, wenn Gott uns so geliebt hat, so sind auch wir schuldig, Gott zu lieben.« Jedoch ist die Liebe zueinander die Konkretisierung der Liebe zu Gott (vgl. MAK zu 1.Joh.5,2-3) - indem wir einander lieben, lieben wir Gott. Datum: 12.3.2002 Stelle: 1. Johannes 4:13 In 1.Joh.3,19 bezieht sich griech. »en tuto« (»daran«) auf den vorhergehenden Satz, vgl. dazu MAK zu 1.Joh.3,19. Hier beginnt 1.Joh.4,13 ebenfalls mit griech. »en tuto«. Es spricht nichts dagegen, 1.Joh.4,12-13 wie folgt zu übersetzen: »Niemand hat Gott jemals gesehen; aber wenn wir einander lieben, so bleibt ER in uns und SEINE Liebe ist in uns vollkommen geworden. An dieser Liebe zueinander erkennen wir also, dass wir in IHM bleiben und ER in uns, und dass ER uns von seinem Geiste gegeben hat.« (1.Joh.4,12-13) Was spricht für diese Übersetzung? -- Nur bei solcher reflexiven Übersetzung von »en tuto« wird ein logischer Fluss deutlich. In der bisherigen Übersetzung ist 1.Joh.4,13 sonst eine selbständige und isolierte logische Einheit. Zum Beispiel in der RELB: »Hieran erkennen wir, dass wir in ihm bleiben und er in uns, dass er uns von seinem Geiste gegeben hat.« -- Schon in 1.Joh.3,19-24 hat Johannes ausgedrückt, dass wir an unserer Liebe untereinander erkennen können, Gottes Kinder zu sein (vgl. MAK zu 1.Joh.3,19-23). Inhaltlich wäre die reflexive Übersetzung also korrekt. -- Im Griechischen sind die beiden Aussage-Nebensätze »dass wir in ihm bleiben« und »dass er uns von seinem Geist gegeben hat« parallel konstruiert und stehen wie in einer Aufzählung hintereinander. Man erwartet eine identische Funktion im Satz, statt dass der erste die Frage »Was erkennen wir?« und der zweite die Frage »Woran erkennen wir es?« beantwortet. -- Es ist zu klären, ob Interpunktionszeichen wie das Komma, das im Griechischen die beiden dass-Sätze trennt und damit den ersten dass-Satz mehr mit dem übergeordneten einleitenden Satz verbindet, von Johannes selbst geschrieben oder später eingefügt wurden. Selbst dann könnte das Komma hier die Funktion haben, die zwei Glieder einer Aufzählung zu trennen. -- 1.Joh.4,16 bestätigt inhaltlich, dass wir an der Liebe erkennen können, in Gott zu bleiben, statt an der Gabe SEINES Geistes (die wohl kein markantes Erkennungsmerkmal ist, sondern eher wie die Tatsache, in Gott zu bleiben, selbst ein Erkennungsmerkmal benötigt). Ebenso bestätigt 1.Joh.3,10, dass die Liebe das Erkennungsmerkmal der Gotteskinder ist, wie auch Joh.13,34-35. Da dies anscheinend eine Hauptaussage des Johannes ist, können wir sie auch hier vermuten. Was spricht gegen diese Übersetzung? -- Eine Übersetzung wie RELB ist inhaltlich auch korrekt, da 1.Joh.3,24 ebenfalls diese Aussage macht: an der Gabe des Heiligen Geistes erkennen wir, dass Gott in uns bleibt. Denn wenn Gott durch den Geist in uns wohnt, so bleibt er ja in uns. Und der Heilige Geist ist insofern ein deutliches Erkennungsmerkmal der Gotteskindschaft, weil er ja mit unserem Geist bezeugt, dass wir Gottes Kinder sind (Röm.8,16). Was ist die inhaltliche Aussage? Es gibt ein eindeutiges Erkennungsmerkmal dafür, den Heiligen Geist empfangen zu haben und also Gottes Kind zu sein: dass man seine Glaubensgeschwister liebt. Datum: 16.3.2002 Stelle: 1. Johannes 4:14-21 Dieser Abschnitt lehrt, wie Glaube und Liebe, d.h. Glaube und Werke, zusammengehören und hilft damit zum Verständnis der analogen Gedanken in Jak.2,12-26. Gottes Liebe erkennen führt zu Liebe untereinander. Dies ist ein Vorgang, der wir ein geistliches Naturgesetz funktioniert, denn »wenn Gott uns so geliebt hat, so sind auch wir schuldig, einander zu lieben.« (1.Joh.4,11). Christus ist die Liebe Gottes zu uns. Johannes zeigte in 1.Joh.4,9-10 dass die Sendung Christi zu unserer Rettung identisch mit der (Offenbarung der) Liebe Gottes zu uns ist. Gottes Liebe erkennen ist der Glaube. Weil Christus also die Liebe Gottes zu uns ist, meint Johannes mit dem »Erkennen und Glauben der Liebe Gottes zu uns« (1.Joh.4,16) den rettenden Glauben an Christus. Johannes war selbst Augenzeuge, dass »der Vater den Sohn gesandt hat als Retter der Welt« (1.Joh.4,14). Damit resultiert: Wer an Christus glaubt, wird auch seine Glaubensgeschwister lieben. Johannes zeigt, wie untrennbar beides zusammengehört: sowohl Glaube (1.Joh.4,15) als auch Liebe (1.Joh.4,16) sind beides die einzigen Voraussetzungen der Gemeinschaft mit Gott; es gibt also keinen Glauben ohne Libee und umgekehrt (vgl. 1.Joh.4,7-8.12-13). Dabei ist der Glaube die passive Komponente (man nimmt an dass Gott in einem bleiben will, und bleibt deshalb auch in Gott; 1.Joh.4,15) und die Liebe die aktive Komponente (wer liebt, bleibt aktiv in Gott, und also gott in ihm; 1.Joh.4,16) - so hat auch die veränderte Reihenfolge von »Gott bleibt in mir« und »ich bleibe in Gott« in 1.Joh.4,15-16 eine Bedeutung. Die Untrennbarkeit von Glaube und Liebe ist bei Jakobus die Untrennbarkeit von Glauben und Werken (Jak.2,12-26). Die Barmherzigkeit, die Jakobus zu den Werken aus Glauben zählt, ist identisch mit der Liebe bei Johannes (nach MAK zu Jak.2,13). Sowohl Johannes als Jakobus zeigen, dass ein Christ, der in der Liebe (d.i. der Barmherzigkeit) vollkommen geworden ist, sich vor dem Gericht Gottes nicht zu fürchten braucht (1.Joh.4,17-18; Jak.2,13). Glaube und Liebe (d.i. Werke aus Glauben) sind absolut untrennbar: Die Liebe untereinander ist sogar das Erkennungszeichen der Christen (Joh.13,35; 1.Joh.4,7-8). Deshalb ist der ein Lügner, der Gottes Kind zu sein behauptet, aber seinen Bruder nicht liebt (1.Joh.4,20). Gleichzeitig macht der Glaube allein jemanden zu einem Christen (1.Joh.5,1). Deshalb gehören Glaube und Liebe zusammen.
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